Online Glücksspiel schadet vor allem den „armen Spielern“

Spielsucht
Spielsucht: Hier hört dann der Spaß auf!

Spielsucht ja, Spielsucht nein? In Großbritannien wird seit mehreren Monaten über strengere Glücksspiel-Regeln diskutiert. Die Online Casino Betreiber im Vereinigten Königsreich haben zuletzt immer wieder argumentiert, dass es keine spezielle Spielergruppe gibt, die einen besonderen Einfluss auf die eigenen Gewinne hat. Das Spiel sei im gesamten Land, durch alle Bürgerschichten gleichmäßig verteilt. Genau diese Aussage scheint nun aber durch eine Studie widerlegt.

Die renommierte Spielerschutz-Organisation Gamble Aware (BeGambleAware), die übrigens mit zahlreichen Online Casinos im Bereich des Spielerschutzes zusammengearbeitet, hat eine NatCen Studie veröffentlicht.

Die Grundlage für die Untersuchung

In der „Patterns of Play“ Untersuchung hat Gamble Aware 140.000 Spielerkonten von sieben großen und bekannten Online Casinos untersuchen lassen. Die Studie kann dabei durchaus als repräsentativ angesehen werden.

Gespielt wird vornehmlich im britischen „Armenhaus“

Eine klare Aussage gibt’s in der Studie zum Umfeld. Spieler aus den ärmeren Regionen Großbritanniens tragen immerhin mit 29,2 Prozent zum Umsatz der Casino-Anbieter bei. Aus den reichsten Gegenden des Königreiches kommt indes nur eine Spieleranteil von 12,9 Prozent, die für 15 Prozent der Gewinne verantwortlich sind.

Des Weiteren hat die Untersuchung gezeigt, dass es Top-Spieler gibt, die mit exzessiven Spielverhalten an den Tag treten. Genau dieser User spielen den Online Casinos 79,2 Prozent des Umsatzes in die Kassen. Die „normalen“ Freizeitspieler mit kleineren Beträgen kommen lediglich auf 20,8 Prozent des Gesamtumsatzes, trotz der deutlich höheren Spieleranzahl.

Für Zoë Osmond, CEO vom Gamble Aware, sind die vorlegten Zahlen mehr als besorgniserregend. „Diese Studie untermauert die wachsende Beweislage, dass Glücksspiel-bedingte Schäden unproportional häufig die ärmsten Gemeinden betreffen. Die aktuelle Krise der hohen Lebenshaltungskosten in Kombination mit den wirtschaftlichen Nachwirkungen der Pandemie kann das Problem nur verschärfen“, so Osmond.

Die Studie sei a) eine wichtige Grundlage für weitere Aufklärungsarbeit und b) zeige sie, dass ein systemische Lösung gegen das problematische Glücksspiel gefunden werden muss.

Weitere interessante Fakten aus der Erhebung

Die Erhebung von BeGambleAware hat noch weitere interessante Fakten ans Tageslicht gebracht. Wir haben ihnen die relevantesten Informationen aus der Studie zusammengefasst.

  • Von den untersuchten 140.000 Spieler-Accounts haben es 1,2 Prozent der User auf eine jährliche Spielzeit von über 200 Stunden gebracht. Es kann a) von exzessiven Spiel und b) teilweise bereits von einer Spielsucht gesprochen werden.
  • Die Überzahl der User verliert ihr Geld an den Spielautomaten. Die Slots machen generieren in den Online Casinos einen Umsatz von 60,1 Prozent. Der Restbetrag entfällt auf Tischspiele wie Roulette und Blackjack, auf die Live Casinos, auf die Arcade Games und auf die Video Poker Automaten. Gleichzeitig sind die Verluste der Spieler an den Slots im Vergleich zu den anderen Kategorien überdurchschnittlich.
  • 1,9 Prozent der Online Slot Spieler haben während einer Spielsession mehr als 1.000 GBP verloren.
  • Im Durchschnitt hat jeder Kunde in den britischen Online Casinos pro Jahr 296,20 GBP verloren. Zum Vergleich. Die Sportwetter haben lediglich 134,98 GBP in den Sand gesetzt.
  • Die Online Spieler mit hohen Verlusten seien fast ausschließlich Männer, im Durchschnittsalter von 40 Jahren.
  • Der Frauenanteil auf der Glücksspiel-Portalen liegt unter 25 Prozent. Lediglich beim Online Bingo nimmt die holde Weiblichkeit mit 62 Prozent die Führungsrolle ein.
  • 3,9 Prozent der Spieler wurden von den Online Casinos auf ihr auffälliges Spielverhalten hingewiesen. 21,5 Prozent der Casino Accounts in Großbritannien sind aktuell mit einem Einzahlungslimit versehen.