Wer im Gefängnis landet, ist von der Außenwelt abgeschnitten, so zumindest die einhellige Meinung der Allgemeinheit. Doch wirklich richtig ist dies aber nicht. Auch hinter Gittern wird gespielt. Ob das Glücksspiel in den Gefängnissen nun intensiver oder moderater ist, hat in Großbritannien eine neue Studie genauer untersucht. In der wissenschaftlichen Abhandlung geht’s zudem um die Arten der Glückspiels, die Gründe für das Gaming sowie um das problematische, gefährliche Spiel und die Suchtgefährdung.
Des Weiteren versucht die Studie Zusammenhänge zwischen den Spielern im Knast und in Freiheit herzustellen bzw. entsprechende Vergleiche anzustellen. Wir haben uns für Sie folgend mit dem Glückspiel hinter Gittern näher befasst. Wir haben ihnen alle relevanten Zahlen und Erkenntnisse aus der Studie zusammengestellt.
Die Fakten zur britischen „Knast-Studie“
Veröffentlicht wurde die Studie unter dem Name „Gambling and crime: An exploration of gambling availability and culture in an English prison“. Veröffentlicht wurde Publikation von den Wissenschaftlern der University of Lincoln. Geleitet wurde diese einzigartige Befragung von Russell Webster.
Die Wissenschaftler aus Lincoln haben für ihre Studie zum Glücksspiel hinter Gittern insgesamt 282 aktuelle Häftling zu ihren aktuellen Glücksspielgewohnheiten befragt.
Fast die Hälfte der Insassen spielt
Sagen wir es direkt. Die Umfrage unter den Gefangenen hat ergeben, dass in den britischen Haftanstalten ein sehr reger Spielbetrieb herrscht. Fast jeder zweite Insasse kommt mit dem Glücksspiel hinter Gittern in Berührung. Offiziell haben 46 Prozent der Inhaftierten angegeben, dass sie dem Glückspiel nachgehen.
Der Großteil der Befragten, die die allgemeine Glücksspielfrage mit „Ja“ beantwortet haben, hat jedoch nicht hinter der schwedischen Gardinen mit dem Spielen bekommen. Das Interesse an Gaming bereits in Freiheit vorhanden, beim immerhin 66 Prozent.
Wer glaubt, dass die besagten 46 Prozent ein absoluter Hammerwert sind, irrt sich jedoch. Eine Analyse der Analyse der Glücksspielbehörde UK Gambling Commission hat erst Ende Oktober ergeben, dass 44 Prozent aller Erwachsenen schon einmal gespielt hat. Einbezogen wurden dabei alle Echtgeldeinsätze in den Online Casinos, in den Spielotheken, beim Poker, auf Sportwetten oder auf Lotterien.
Erhöhter Wert an Risikospielern
Unterschiede gibt’s zwischen der Analyse der Gambling Commission und der Studie aus Lincoln jedoch bei den Risikospielern.
Der Verfasser der Erhebung Russel Webster äußerte sich bei der Vorstellung der „Crime and Gambling-Studie konkret. „185 Teilnehmer gaben an, vor ihrer Inhaftierung zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens Glücksspiele gespielt zu haben. Davon gehörte mehr als ein Viertel zur Risikokategorie des moderaten oder problematischen Glücksspiel“, so Russel Webster wörtlich. In der Freiheit ist die Risikowert deutlich geringer.
Die Wissenschaftler aus Lincoln bewerten diese Zahl daher auch nicht über. Die eigene Erhebung sei an dieser Stelle nicht wirklich repräsentativ, da die Anzahl der Befragten hierzu zu gering war.
Würfel- und Kartenspiele führen die Liste an
Recht gravierende Unterschiede gibt’s bei den Spielarten im Knast und in Freiheit. Hinter Gittern stehen die Karten- und Würfelspiele an erster Stelle. 52 Prozent der Befragten haben angeben, dass Sie im Knast sich entsprechend die Zeit vertrieben haben. An zweiter Stelle folgen die Sportwetten mit 46 Prozent, wobei hier 21,6 Prozent der Tipps auf Ballspiele erfolgen. Die Wetten auf Pferde- und Hunderennen kommen in den Gefängnissen immerhin auf 14 Prozent.
Die Spielangebot hinter Gittern ist logischerweise eingeschränkt. Die Befragten, die bereits vor der Inhaftierung dem Glücksspiel zu getan waren, haben in Freizeit folgendermaßen gespielt:
- 49 % Spielautomaten (stationäre Spielhallen)
- 46 % Sportwetten
- 37 % Lotto
- 33 % Online Casinos
Warum wird in den Gefängnissen gespielt?
Die Wissenschaftler der Uni Lincoln sind zudem der Frage nachgegangen, warum in den Gefängnissen gespielt wird. Die Antworten der Gefangenen sei erwartungsgemäß ausgefallen. Die Überzahl der Befragten hat angegeben, dass man Sach- und vor allem Geldpreise gewinnen will. Des Weiteren wird hinter britischen Gittern gespielt, um dem tristen Gefängnisalltag entgegenzuwirken. Die Langeweile ist ein relevanter Grund.
Besorgniserregend: Es wird sich Geld geliehen
Besorgniserregend sei, so Russel Webster, dass 19 Prozent der gefangenen Glücksspieler bereits mindestens einmal bei anderen Insassen Geld geliehen haben, um ihr Spiel zu finanzieren. Bei über der Hälfte sei es dann vorgekommen, dass man die Schulden zumindest zeitweise hat nicht zurückzahlen können. Keine Angabe gibt’s in der Studie zu den sich daraus ergebenen Konsequenzen. Wer sich jedoch im Knastalltag auskennt weiß, dass nicht bezahlte Schulden nie ungesühnt bleiben, sei es durch horrende Zinsen oder durch Gewalt.