Eine aktuelle Untersuchung, die im renommierten Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht wurde, ergibt alarmierende Erkenntnisse über die weltweite Verbreitung von Glücksspielsucht. Ein interdisziplinäres Team aus Gesundheits-, Glücksspielforschungs- und Regulierungsfachleuten hat bestätigt, dass bis zu 72 Millionen Menschen weltweit von Glücksspielsucht betroffen sein könnten. Die Möglichkeiten, diese Zahl zu kontrollieren oder zu verringern, könnten durch das Wachstum kommerzieller Glücksspielfirmen erschwert werden, die Menschen zu riskantem Spielverhalten animieren.
Laut den Einschätzungen der Forscher sind nicht nur die direkt Betroffenen Opfer dieser Sucht. Rund 450 Millionen Menschen leiden unter den indirekten Konsequenzen, die das problematische Spielverhalten ihrer Mitmenschen mit sich bringt. Louisa Degenhardt, eine Professorin an der University of New South Wales, hebt hervor, dass diese Problematik über harmlose Freizeitaktivitäten hinausgeht.
Die durch Glücksspielsucht verursachten Schäden sind weitreichend. Sie beeinflussen nicht nur das persönliche Wohlbefinden und die gesundheitliche Verfassung der Betroffenen, sondern wirken sich auch negativ auf deren Familien und Gemeinschaften aus. Diese weitreichenden Folgen können nachhaltige Einflüsse auf soziale Strukturen und wirtschaftliche Bedingungen haben, was letztlich den globalen Wohlstand gefährden könnte.
Die Wissenschaftler betonen, dass das Problem der Spielsucht nicht isoliert betrachtet werden kann. Vielmehr handelt es sich um eine komplexe Herausforderung, die kollektive Maßnahmen und ein klares Verständnis der Auswirkungen auf individuelle und gesellschaftliche Ebenen erfordert. ꜛ
Studie zeigt hohe Teilnahme am Glücksspiel
Schätzungen zufolge haben im letzten Jahr weltweit 46 % der Erwachsenen und 17 % der Jugendlichen an Glücksspielen teilgenommen. Unter diesen Teilnehmern werden zwischen 1 und 4 % als problematisch eingestuft. Die Risiken eines problematischen Spielverhaltens sind bei Männern und Frauen unterschiedlich verteilt. So könnten etwa 5 % der Frauen und 11 % der Männer ein riskantes Spielverhalten aufweisen.
Ein besonders kontroverser Punkt ist die Glaubwürdigkeit der Datenerhebung, wie in der Lancet-Studie zur Glücksspielsucht dargelegt. Ein ähnlicher Vorwurf wurde im Glücksspielatlas Deutschland 2023 erhoben. Dieser schätzte 1,3 Millionen Spielsüchtige in Deutschland. Branchenvertreter kritisierten hier die wissenschaftliche Basis der Ergebnisse als fragwürdig.
Die Risiken der Glücksspielsucht haben durch das weltweite Online-Angebot zugenommen. Professor Dr. Heather Wardle betont, dass jedes Smartphone heute praktisch wie ein Casino in der Tasche funktioniert, da es rund um die Uhr Zugriff auf Glücksspielplattformen bietet. Dies hat die globale Glücksspiel-Landschaft massiv verändert.
Trotz der damit verbundenen Gefahren haben die Regierungen dieser Problematik oft wenig Aufmerksamkeit geschenkt, vermutlich aufgrund der attraktiven Steuereinnahmen. Die Autoren der Studie fordern daher, dass Glücksspiel und damit verbundene Suchtprobleme als ernstzunehmende Gesundheitsprobleme anerkannt und behandelt werden.